Internationale Klasse für das Rudel — Neuzugang feiert Debüt in Waldgirmes
Veröffentlicht am 26. September 2021
ALTDORF – Nach der Pleite gegen Freisen wollen Altdorfs Volleyballdamen gegen den TV Waldgirmes Wiedergutmachung betreiben. Mit der Zuspielerin Mariana Mantellato Dias stößt eine ehemalige brasilianische Junioren-Nationalspielerin zur Mannschaft.Am vierten Spieltag der zweiten Volleyball-Bundesliga ist der TV Altdorf am Abend zu Gast beim TV Waldgirmes – dem Ex-Verein von Altdorfs neuem Trainer Haitham Aleter. Dort war der Syrer im vergangenen Jahr zwar in erster Linie für die Analyse der Gegner zuständig, die Stärken und Schwächen der einst eigenen Mannschaft blieben ihm dabei freilich nicht verborgen. Große Überraschungen dürften der Mannschaft des TV Altdorf beim Gastspiel am Abend (20 Uhr) in Mittelhessen folglich erspart bleiben, der 46-Jährige Coach wird sein Team bestens auf den heutigen Gegner eingestellt haben.
Fast noch wichtiger als die Vorbereitung auf das bevorstehende Spiel war jedoch die Aufarbeitung des vergangenen: Bei der 2:3‑Heimniederlage gegen den Aufsteiger SSC Freisen vergangenen Samstag hatten die Löwinnen nach zwei guten Sätzen zu Beginn die Partie überraschend aus der Hand gegeben. Es war, wie Spielführerin Katharina Schön hinterher einräumte, ein mentales Problem. „Wir haben uns nach dem zweiten Satz zu sicher gefühlt“, lautete ihr Fazit. Die Rechnung folgte prompt, als sich der Aufsteiger immer mehr steigerte, Altdorf hingegen mehr und mehr an Selbstvertrauen verlor und am Ende nur mit einem, statt mit drei Punkten, dastand.
„Müssen Eigenfehler reduzieren“
„Unser Trainer hat gesagt, dass wir vor allem daran arbeiten müssen, unsere Eigenfehler zu reduzieren und dem Gegner keine unnötigen Punkte zu schenken“, blickt Altdorfs Außenangreiferin Juliane Kind auf die Trainingswoche zurück. Bereits heute Abend wird sich zeigen, ob ein gewisser Lerneffekt im Altdorfer Team eingesetzt hat. Denn mit dem TV Waldgirmes wartet eine Mannschaft auf Juliane Kind und Co., die ähnlich auftreten dürfte wie zuletzt der SSC Freisen. „Spielerisch wird es darauf ankommen, dass wir wieder unser gutes Volleyballspiel zeigen. Ich würde Waldgirmes ähnlich einschätzen wie Freisen. Die Mannschaft wird vor allem durch ihren Kampfgeist stark. Wir müssen also druckvoll spielen, um nicht den gleichen Fehler wie am vergangenen Samstag zu machen“, ist Kind überzeugt.
Fehlen wird dem Altdorfer Team neben Lara Krasser und Naomie Janetzke auch Lea Neumann. Die neue Mittelblockerin, die vor der Saison aus Neuwied nach Altdorf gewechselt ist, knickte in der vergangenen Woche im Training um und verletzte sich dabei schwer am Sprunggelenk. Eine genaue Untersuchung ergab eine Blessur der Syndesmose, am vergangenen Dienstag wurde Neumann bereits operiert. Wie lange sie dem TV Altdorf fehlen wird, ist derzeit noch unklar.
„Mehr Variabilität im Spiel“
Dafür bekommt die Mannschaft von Trainer Haitham Aleter bereits heute Abend Unterstützung eines weiteren Neuzugangs: Erstmals im Altdorfer Trikot auflaufen wird die Brasilianerin Mariana Mantellato Dias. Die 25-jährige Zuspielerin war bereits beim Heimspiel gegen Freisen in der Dreifachhalle vor Ort und reichte ihren neuen Mitspielerinnen Wasser in den Pausen. Die Spielberechtigung für die Volleyball Bundesliga erhielt sie allerdings erst am vergangenen Mittwoch. „Ich bin überzeugt, dass sie eine gute Unterstützung für uns auf der Zuspielposition sein wird und zusammen mit Ellen Heimburger ein gutes Duo bilden wird. Ihre Leistungen im Training sind schon sehr gut, durch eine zweite Zuspielerin haben wir nun im Spiel mehr Wechseloptionen und können unser Spiel so noch variabler gestalten“, beschreibt Juliane Kind die ersten Eindrücke der neuen Mitspielerin.
2015 ist Mantellato von Brasilien in die USA gegangen, um in den Vereinigten Staaten zu studieren. Vor einem Jahr verschlug sie ihr Studium schließlich nach Nürnberg, vor wenigen Wochen kam sie zum Probetraining in Altdorf vorbei – und überzeugte dabei auf ganzer Linie.
Eine Volleyball-Familie
„In meiner Familie hat der Sport schon immer eine große Bedeutung. Meine Schwester Gabriela spielte Wasserball, war Nationalspielerin Brasiliens und hat an den olympischen Spielen 2016 in unserer Heimat teilgenommen. Meine Mutter und meine Tante waren professionelle Volleyballspielerinnen. Meine Tante war bei den olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona dabei. Sie haben mich letztlich vom Wasserball zum Volleyball gebracht“, erinnert sich Mantellato. Die technischen Fähigkeiten am Ball, die Übersicht auf dem Feld – das alles war ihr offensichtlich in die Wiege gelegt, ihr erfolgreicher Weg im Volleyballsport damit vorgezeichnet.
Dritter Platz bei U‑18-WM
2013 nahm Mantellato mit der brasilianischen U‑18-Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft in Thailand teil und wurde Dritte, darüber hinaus gewann sie im gleichen Jahr die Pan-Amerika-Meisterschaft in Guatemala. Bis 2014 spielte sie für Sesi, einem Klub in São Paulo, ehe sie in die USA aufbrach und an der San José State University in Kalifornien spielte. Bis ins Jahr 2017: Dann setzte sie eine Verletzung außer Gefecht, Mantellato hörte mit dem Volleyball auf und gab ihrem Körper Zeit, zu heilen.
Drei Jahre stand Mantellato nun nicht mehr in einem Pflichtspiel auf dem Feld. Wunderdinge sind daher freilich (noch) nicht von der 1,80-Meter großen Zuspielerin zu erwarten. Nach jahrelanger Abstinenz wird sie Zeit und Spielpraxis benötigen, um allmählich zu alter Form zurückzufinden. Das Mariana Mantellato Dias das Zeug dazu hat, eine herausragende Zweitligaspielerin zu sein, ist unbestritten. Einen ersten Vorgeschmack darauf wird sie heute Abend in der Sporthalle der Lahntalschule Atzbach geben.
Daniel Frasch